Herbstschwere Sonne,
glasharte Disteln am Rain,
weißer Apfelduft aus den Körben, hinter Scheibenwischern Heidekraut.
Die tonroten Blätter wurden im Ofen des Herbstes gebrannt.
Sein Herz,
die Kastanie,
pocht in der Kinderfaust.
Gerhard Portele
Haben Sie das Herz des Herbstes, Kastanien, als Kind auch gesammelt? Mit Streichhölzern und anderen Naturmaterialien bastelten wir Tiere und Männchen. Oder Kastanienketten. Meine Kinder fanden es toll, die Kastanien für das Füttern der Waldtiere an Weihnachten aufzuheben. Noch heute liebe ich es, wenn ich die stacheligen Gesellen finde und sehe, wie viele Früchte unter der Hülle gewachsen sind. In jeder Jackentasche begleiten mich Kastanien als Handschmeichler durch den Herbst.
Bis vor drei Jahren wusste ich nicht, welcher Schatz sich noch unter dem braunen Glanz verbirgt: Saponine. Das sind Tenside, die in wässriger Lösung Schaum bilden. Kastanien funktionieren also ähnlich wie Seife. Und genau so können wir sie nutzen: Zum Waschen.
Dazu müssen die gesammelten Kastanien allerdings so frisch wie möglich zerkleinert werden. Denn, sind sie einmal hart, ist das ein fast unmögliches Unterfangen. Mit einem Messer mindestens vierteln oder in der Küchenmaschine schreddern lassen. Danach gut durchtrocknen. Ein schlauer Mensch hat ausgerechnet, dass ein vier-Personen-Haushalt einen 10-Liter-Eimer Kastanien braucht, um ein Jahr waschen zu können. Die Stücke oder die Brösel in ein Schraubglas füllen, weil Dörrobstmotten ebenfalls Kastanien lieben.
Beim Wäschewaschen entweder 3 EL Kastanienbrösel in einem Wäschenetz direkt in die Trommel geben. Oder die Kastanien mit heißem Wasser übergießen und einige Zeit, aber längstens über Nacht, stehen lassen. Das Kastanienwasser durch ein Sieb ins Waschmittelfach abseihen.
Sowohl das Netz als auch die Kastanien im Glas können zwei Mal verwendet werden.
Zusätzlich gebe ich noch 1 EL Waschsoda ins Waschmittelfach. Habe ich weiße Wäsche, kommen entweder 1 EL Natron oder 1 EL Backpulver dazu.
Woran ich mich gewöhnen musste: Die saubere Wäsche riecht nach – nichts. Zum Umgewöhnen vielleicht am Anfang ein paar Tropfen ätherisches Öl (z. B. Lavendel oder Zitrone) ins Fach für den Weichspüler geben. Als Weichspüler per se ist Essig eine Option. Der Geruch verfliegt sehr schnell.
Vielleicht probieren Sie ja das Herz des Herbstes, die Kastanie, dieses Jahr einmal als Waschmittel aus. Viel Freude dabei, die Umwelt hat sie auf jeden Fall.
Bettina Lichtlein