Muggenbacher Tongruben am Samstag, 17. Oktober 2020 von 9.30 – 12.30 Uhr
Arbeitseinsatz und Aufräumaktion
Teilnehmende: rund ein Dutzend freiwillige Helfer*innen, davon drei Transitionistinnen
Ausrüstung: Astscheren, Baumscheren, Motorsäge, Handschuhe, festes Schuhwerk, Proviant
Meine Motivation: hoch,
meine Vorkenntnisse: keine
Mir war klar, dass die Aktion zum Schutz des einzigartigen Biotops, dem Schutz der besonderen Pflanzen, vor allem aber den seltenen Tieren in den Muggenbacher Tongruben dienen sollte. Auch war mir bewusst, dass „aufräumen“ bedeutet, etwas aus der ansonsten unzugänglichen Grauen Tongrube zu entfernen, das dort nicht hingehört. Was dann aber tatsächlich zu meiner/unserer Aufgabe wurde, hat mich überrascht und zunächst auch recht beklommen gemacht: Baumschößlinge ausreißen, Buschwerk abschneiden (und zwar ganz unten!), Bäume komplett abholzen (Kiefern, Birken, Erlen, Hasel…). Für mich, die jedes Pflänzchen hegt und pflegt, war das ein schwerer Schlag.
Die Einweisung in das Aufgabengebiet zeigte aber auch deutlich, worin der Sinn des „Kahlschlags“ liegt: Würde das Gebiet der Tongruben nicht regelmäßig von Wildwuchs befreit, dann wäre die Einzigartigkeit des Areals und die Vielfalt der Arten binnen weniger Jahre nicht mehr zu gewährleisten. Die Natur würde sich das Territorium zurückerobern und in eine Waldfläche verwandeln. Seltene Tier- und Pflanzenarten würden verschwinden. Vom Aussterben bedrohte Insekten und Amphibien, die hier in großer Zahl einen Lebensraum vorfinden, würden sich zurückziehen und tatsächlich aussterben. Von den 359 in den Tongruben vorkommenden verschiedenen Arten stehen sage und schreibe 79 auf der Roten Liste und sind damit unbedingt schützenswert.
Ich habe von Tieren gehört, deren Namen mir gänzlich unbekannt waren, wie z.B. die Gelbbauchunke, die Blauflügelige Ödlandschrecke oder Hautflügler, wie die Mohn- Sand- oder Blutbiene, um nur einige wenige zu nennen. Gesehen haben wir keines der seltenen Tiere, weil sie sich bereits auf die Winterruhe vorbereiten und demzufolge verkrochen haben.
Dagegen konnten wir aber seltene und gefährdete Pflanzen bewundern (teilweise eher unscheinbare Pflänzchen), die in den ehemaligen Tongruben einen Lebensraum gefunden haben, der anderswo bereits zerstört ist: drei verschiedene Bärlapparten (Echten Flach-, Keulen- und Sprossenden Bärlapp), das Rundblättrige Wintergrün und eine Orchidee mit dem lustigen Namen Waldvögelein. Auch dies ist nur eine kleine Aufzählung der vielen, vielen Pflanzen, die es unbedingt zu schützen gilt.
Mit diesem Wissen war es dann zwar immer noch eine Überwindung, Bäume und Bäumchen abzuschneiden und Büsche zu entfernen, aber nicht mehr ganz so sehr wie zu Beginn.
Und wenn im kommenden Herbst wieder „aufgeräumt“ wird, bin ich ganz sicher wieder dabei.
Gaby Schuller